Winter in der TCM

Der Winter ist in der traditionellen chinesischen Medizin die Zeit des Loslassens und der Vorbereitung auf die Transformation im Frühling. Ähnlich einem Baum, der sein altes Laub abwirft und dessen Lebensenergie sich in die Wurzeln zurückzieht, zieht der Mensch sich in sich selbst zurück. Kälte und Dunkelheit erlauben allem Leben eine Phase der Besinnlichkeit und des Krafttankens. Symbolisch steht die Winterruhe für das Sterben vor dem Neubeginn.

Zeit des Rückzugs

In der dunklen Jahreszeit ermutigt uns die Natur dazu uns viel Ruhe und Wärme zu gönnen. Der Puls des Lebens verlangsamt sich und wir sollten es uns ebenfalls gestatten, einen Gang zurückzuschalten und uns Gutes zu tun. Unnötige Termine sollten bis zum neuen Frühjahr warten.

Viel Ruhe lässt die Muße entstehen sich den Dingen zu widmen, die schon lange liegengeblieben sind: die Fotos aus dem Sommerurlaub sortieren, die Lieblingsrezepte aufschreiben oder bei einer Tasse Tee mit einem guten Schmöker und der Wärmflasche im Bett liegen.

Biografiearbeit

Augenblicke der Stille und des Alleinseins mit dir selbst erlauben dir eine innere Inventur. Betrachte, wo du stehst, welche deiner Ziele du erreicht und was du erlebt oder gefühlt hast. Lasse das Jahr Revue passieren, betrachte dich und deine Entscheidungen, deine Stärken und Schwächen. Schau dir an und nimm an was war, ohne Pläne für die Zukunft zu schmieden.

Um dich selbst besser kennenzulernen und zu verstehen, ist es wichtig, dir auch schwierige Momente und Entscheidungen in Erinnerung zu rufen. Sie sagen viel über unsere Motivation, unsere Gefühlslage aus. Möglicherweise lösen manche dieser Erinnerungen unangenehme Empfindungen aus, doch diese Art der Selbstreflexion ebnet den Weg für ein Leben im Einklang mit dir selbst.

In der TCM wird der Winter assoziiert mit dem Element Wasser und dem Organsystem von Niere und Blase. Das Wasser symbolisiert den Stillstand und die Zeit zum Energietanken. Von der Niere sagt man, dass sie den Energiespeicher für das gesamte Leben enthält. Sie entscheidet über den Konflikt zwischen Urvertrauen oder Urmisstrauen, der jedem Menschen innewohnt. Ein stark ausgeprägtes Nieren-Qi bringt ein Grundvertrauen ins Leben, Willensstärke, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit mit sich. Deshalb solltest du deine Nieren und Blase jetzt besonders pflegen und schützen. Übrigens verläuft der Nieren-Blasen Meridian über die Fußsohle, weswegen du beim Barfußlaufen – das auch im Winter im Schnee richtig Spaß machen kann – unbedingt vermeiden solltest, zu kalte Füße zu bekommen. Dabei ist ein warmes Fußbad hinterher zu empfehlen.

Kraft spendende Ernährung

Der Winter ist die Zeit des großen Yings, Zeit Energie zu sammeln zur Vorbereitung auf den Frühling. Um deinen Körper optimal zu versorgen, sind wärmende Lebensmittel ideal. Das bezieht sich auf die Temperatur der Speisen (beispielsweise keine kalten Getränke), aber auch auf die Zubereitungsart. So solltest du lieber auf heiße Suppen, gekochtes Gemüse oder gebratenen Fisch zurückgreifen, als auf kühlendes Essen wie Zitrusfrüchte oder Rohkostsalat.

Gewürze wie Zimt, Kümmel, Curry, Kurkuma, Muskat, Knoblauch oder Ingwer bringen dir selbst im kältesten Winter innere Wärme. Ebenfalls bewährt ist ein Tee aus Kardamom, Anis und Fenchelsamen.

Auch Kräuterseitling, Wurzelgemüse, Kohl, Parmesan und geräucherte Speisen wirken wärmend. Schwarze Lebensmittel wie Belugalinsen, schwarzer Sesam oder schwarze Bohnen sind gut für die Nieren.

Stärkung der Psyche

In der dunklen Jahreszeit leiden viele unter einem Mangel an Vitamin D, oft ohne sich dessen bewusst zu sein. Das ist dem Umstand geschuldet, dass wir uns kaum draußen aufhalten und dann nur wenig Sonne abbekommen. Daher sollte dich auch das schlechteste Wetter nicht hindern, dich regelmäßig an der frischen Luft zu bewegen, um dein Immunsystem zu stärken.

Die Bewegung in der freien Natur bringt auch die Gedanken in einen gemächlichen Fluss und unterstützt dich bei der Innenschau. Spätestens beim Heimkommen kannst du es dir frei nach dem Wärme-Gebot mit einer Tasse Tee, heißem Fußbad und Kardamomplätzchen gemütlich machen.